HIV-Positive leiden überdurchschnittlich oft an Depression. Die Belastung, die mit der Diagnose der chronischen Erkrankung einhergeht, ist oft nur mit professioneller Beratung zu verarbeiten.
Blogbeitrag einer Betroffenen.
Mittlerweile ist meine HIV-Infektion ein Teil meines Lebens, ja fast Alltag geworden. Doch auch bei mir gab es andere Zeiten.Nie werde ich den Moment vergessen, an dem ich das Ergebnis „positiv“ bekommen habe. Mein ganzes Leben schien in sich zusammenzubrechen. Wem kann ich davon erzählen? Was wird aus meinen Zukunftsplänen, wie wird mein weiteres Leben verlaufen? Mein Arzt, ein erfahrener HIV- Behandler, gab mir eine Karte von einer Beratungsstelle mit. Doch was sollten die dort schon ändern?
In den nächsten Monaten ließ mich der Gedanke an HIV nicht mehr los. Ich hatte Angst, dass irgendjemand davon bemerkt oder es irgendwie mitbekommen könnte. Ich begann mich immer mehr von meinen Freunden zurückzuziehen, weil ich ihnen einfach nicht erklären konnte, was mit mir los ist. Ich merkte gar nicht, wie ich immer weiter die Spirale runterrutschte. Gott sei Dank gaben meine Freunde nicht auf und versuchten immer wieder, mich anzusprechen und irgendwann realisierte auch ich: so geht es nicht weiter. Mit meinem Arzt zusammen rang ich mich schließlich dazu durch, eine psychosomatische Behandlung speziell für Menschen mit HIV zu beginnen. Und dies war genau die richtige Entscheidung! Ich lernte andere Betroffene kennen und langsam dämmerte es mir, dass auch mit HIV ein gutes, glückliches Leben möglich ist. Die Depression hatte hier meinen Blick so getrübt, dass ich überhaupt keine Hoffnung mehr hatte. Doch durch die Behandlung begann wieder ein Funke Hoffnung in mir zu lodern. Ich begann Sport zu machen, wieder mehr Kontakt zu suchen und nach der Klinik wagte ich schließlich den Schritt, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Dort wurde ich in meinen weiteren Schritten begleitet: auch vor Ort Kontakt zu HIV- Positiven als Selbsthilfe zu suchen und gemeinsam zu den Punkt zu kommen, engen Freunden von meiner Infektion zu erzählen. Gott sei Dank reagierten sie so wie ich es von Freunden erhofft habe: dass die Infektion an mir als Mensch nichts ändert und sie weiterhin hinter mir stehen. Mit dieser Kraft und dem Wissen aus der Klinik und der Beratung schaffte ich es schließlich die Depression zu überwinden, bis jetzt ist sie nicht zurückgekommen.
Es war ein ganzes Stück Arbeit zu diesem Punkt zu kommen, aber ich bin sehr froh, dass ich es geschafft habe. Heute lebe ich gut mit meiner HIV-Infektion, ich habe Medikamente die mir helfen und vor allem mein altes Leben und meine Zukunft zurück.
Foto CC BY-SA 2.0 von amenclinicsphotos ac.