Das HIV-Risiko beim Tätowieren und Piercen darf nicht unterschätzt werden
Für jemand der sich ein Tattoo oder ein Piercing stechen lassen möchte, stehen in erster Linie die Fragen im Raum, wo und was man sich unter die Haut stechen lässt. An ein Risiko, sich mit HIV zu infizieren, denken die wenigsten. Beim Tätowieren stehen oft auch ganz andere Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine bakterielle Wundinfektion, an erster Stelle. Dazu kommt, dass sich Geschmäcker über die Zeit verändern, einem das Tattoo später nicht mehr gefällt, oder es an einer ungünstigen Stelle gestochen wurde. So kann es bei der späteren Berufswahl zum Problem werden. Auch ein Piercing verläuft nicht immer ohne Komplikationen. Am häufigsten sind es Entzündungen, die hier zu Problemen führen und zum Einfallstor für Viren, Pilze und Bakterien werden können. Bedacht werden sollte aber auch, dass eine Übertragung von HIV beim Stechen eines Tattoos oder Piercings möglich ist. Noch höher ist übrigens das Risiko einer Hepatitis C – Übertragung beim Tätowieren. In einer Studie stellten Forscher fest, dass Tatowierte mehr als doppelt so häufig an einer Hepatitis C erkranken wie Nicht-Tätowierte.
Bei AIDS und HIV gehen die meisten von einer Übertragung durch sexuellen Kontakt aus oder denken an Drogensüchtige, die verunreinigte Spritzen benutzen. Um eine Übertragung von HIV beim Tätowieren oder Piercen zu vermeiden, müssen grundlegende Hygienemaßnahmen beachtet werden. Werden diese von den Studios und den Tätowierern eingehalten, sind Tattoos und Piercings relativ gefahrlos – eine hundert prozentige Sicherheit gibt es allerdings nicht. Selbst in Europa gibt es keine verbindlichen Standards, auch wenn die Studios hier in der Regel sterile Naden und desinfizierte Instrumente verwenden.
Körperschmuck als bleibende Erinnerung an eine Reise
So selten kommt es nicht vor, dass man sich während eines Auslandsaufenthalts oder im Urlaub für ein bestechendes Souvenir entscheidet. In Urlaubslaune und exotischer Umgebung entscheiden sich immer mehr Reisende dafür, etwas Bleibendes als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Tätowieren ist im Trend und auch Piercings finden immer mehr Fans. Statt eines Fotos lassen sich heute immer mehr Menschen ein Bild auf dem Körper aufbringen. HIV oder die Übertragung von Infektionen sind dann aus dem Blick.
Hier ist erhöhte Aufmerksamkeit nötig
Wer sich aber im Urlaub, zum Beispiel in Südostasien, Afrika oder Südamerika für ein Tattoo oder Piercing entscheidet, sollte genau darauf achten, wo und von wem er sich tätowieren oder piercen lässt. Dort besteht ein besonders hohes Risiko, sich durch verunreinigte Instrumente und Nadeln zu infizieren. Wir empfehlen, sich genau zu informieren und im Studio umzusehen. Ein Tattoo oder ein Piercing sollten nicht aus einer Laune heraus gestochen werden. Es sollte gut überlegt und ausreichend überdacht sein. Seriöse Studios drängen ihre Kunden nicht und haben kein Problem damit alles genau zu erklären. Sollten Zweifel an den hygienischen Standards aufkommen, empfiehlt es sich in jedem Fall auf den “vermeintlich” günstigen Körperschmuck zu verzichten und sich nach einem anderen Studio umsehen. Der niedrige Preis sollte nie der ausschlaggebende Grund sein. So günstig kann es gar nicht sein, dass es die Risiken aufwiegen würde.
Kann ich mich als HIV-positiver tätowieren oder piercen lassen?
Eine HIV-Infektion schließt ein Tattoo nicht grundsätzlich aus. Bei niedriger Zahl an Helferzellen ist allerdings das Immunsystem geschwächt. Es besteht eine erhöhte Gefahr einer Hautinfektion und die Wundheilung kann gestört sein. Gerade wenn die Wundfläche sehr groß ist, kann es zur Folge haben, dass sie nur schlecht heilt. Am besten fragen Sie Ihren Arzt nach seiner Einschätzung!
Es ist nicht verkehrt, sich dem Studio anzuvertrauen. Professionelle Studios kennen die Risiken und die hygienischen Maßnahmen. Diese sollten sich aber nicht unterscheiden, egal ob der Kunde HIV+ ist oder nicht.
Wie hoch ist das Risiko sich als Tätowierer oder Piercer mit HIV anzustecken?
Sofern alle erforderlichen Hygienemaßnahmen eingehalten werden, ist ein Risiko sich als Tätowierer bzw. Piercer anzustecken sehr gering. Seriöse Studiobetreiber achten darauf und halten ihre Mitarbeiter dazu an entsprechende Maßnahmen zu treffen. Bei jedem Kunden werden neue Handschuhe angezogen, das Besteck vorher sterilisiert und alle Bereiche, die mit Blut in Kontakt gekommen sein könnten, ausgiebig gereinigt. Studiobesitzer müssen allerdings keine Prüfung ablegen, um einen Laden zu eröffnen. Dafür reicht bisher ein Gewerbeschein. Ansonsten gibt es keine Vorgaben. Auch wenn sich zum Beispiel der Bundesverband Tattoo e.V. seit 2013 für verbindliche Standards, eine Zusammenarbeit mit den Ämtern und die Entwicklung von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen einsetzt, gibt es keinerlei gesetzliche Vorgaben.