zwei unterschiedlich aussehende Frauen sitzen nebeneinander auf dem Bett

Sexpositivität und Body-Positivity 

In unserer Reihe “Sexpositiv” haben wir bereits über sexpositive Parties oder auch über Polyamorie berichtet. Ein weiteres Thema, welches häufig in Verbindung mit Sexpositivität genannt wird, ist die Body-Positivity. Diese meint eine positive Grundeinstellung zum eigenen Körper sowie mehr Akzeptanz für die Unterschiede anderer Körper. 

Heute wollen wir uns ein bisschen näher damit beschäftigen, was hinter dem Begriff Body-Positivity steckt und welche Rolle (soziale) Medien dabei spielen. Wie beeinflusst die Body-Positivity-Bewegung zum Beispiel das Selbstbild und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen? 

Nahaufnahme von Mann mit Acne und geschlossenen Augen, der seinen Kopf zur Seite neigt
Foto von Roberta Sant’Anna auf Unsplash

Ursprünge der Body-Positivity-Bewegung

Hervorgegangen ist die Body-Positivity-Bewegung aus der Fat-Acceptance-Bewegung in den USA, also dem Versuch, übergewichtige Körper zu ent-stigmatisieren und Körper aller Formen und Größen als schön und positiv zu betrachten. Weitere Einflüsse kamen aus der Frauenbewegung und der Black-is-beautiful-Bewegung. Bis dahin lag der Fokus von dargestellten Personen und Körpern in (sozialen) Medien vor allem auf schlanken Körpern der weißen Mehrheitsgesellschaft.

Body-Positivity hat das Ziel, unrealistische Schönheitsideale zu bekämpfen, Menschen dabei zu helfen ihr Selbstwertgefühl zu stärken und sich im eigenen Körper wohl zu fühlen, aber auch, Vertrauen in andere Menschen zu gewinnen. Sie entstand ungefähr in den 60er Jahren, also ziemlich parallel zur sexpositiven Bewegung. Beide Strömungen beeinflussen sich gegenseitig, bauen aufeinander auf.

Social Media und Körperbilder

In den Sozialen Medien werden überwiegend schlanke und sportliche Körper gezeigt. In der Gesellschaft und vor allem bei den Nutzerinnen und Nutzern dieser Medien entstehen dadurch häufig ungesunde und unrealistische Wahrnehmungen von Schönheitsidealen und Körperbildern. Eine Studie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat in Experimenten untersucht, ob das Konzept der Body-Positivity dem entgegenwirken kann und einen positiven Einfluss auf wahrgenommene Körperideale hat.

Gruppe von unterschiedlichen Menschen liegt sich posend in den Armen
Foto von Pablo Merchán Montes auf Unsplash

Kritik an Body-Positivity

Menschen, denen Bilder mit Body-Positivity-Inhalten gezeigt wurden, wählten hinterher voluminösere Körperformen als ideale Körperform, im Vergleich zu Menschen, denen sportliche, schlanke Körper auf Bildern gezeigt wurden. Zudem veränderte sich auch das Wohlfühlgefühl im eigenen Körper, wenn man eher Bilder aus der Body-Positivity-Kategorie gezeigt bekam.  “Indem sie verinnerlichte Schönheitsstandards in Richtung Diversität verändert, könnte sie ungerechte, auf dem Aussehen basierende, Vorurteile adressieren, die in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens immer noch bestehen”, so Jan-Philipp Stein, einer der Mitautoren der Studie.

Bei aller vermuteten positiven Auswirkung der Body-Positivity-Bewegung gibt es auch kritische Stimmen. Vor allem aus feministischer Sicht wird kritisiert, dass der Fokus weiter auf Äußerlichkeiten besteht und eine Objektifizierung des Körpers stattfindet. Objektifizierung bedeutet in diesem Fall eine Entmenschlichung, in welcher der Körper als Objekt bzw. Sache behandelt wird. Dies beschädigt die Würde der Betroffenen enorm und ist einseitig nur auf das Äußerliche beschränkt.

Die Botschaft, dass alle Körper liebenswert seien, so wie sie sind, kann auf Menschen auch großen Druck ausüben und dadurch sogar zu negativen Effekten beim Individuum führen. Der Versuch, diese negative Folge zu verhindern, besteht unter anderem darin, den Begriff Body-Positivity durch “Body-Neutrality”, also Körperneutralität zu ersetzen. Der Gedanke hinter dieser Bewegung ist, den eigenen Körper weder als positiv noch als negativ zu bewerten. Der Fokus wird weg vom äußeren Erscheinungsbild gesetzt, das eigene Selbstwertgefühl wird nicht vom Aussehen abhängig gemacht und der Druck, seinen Körper lieben zu müssen, wird gesenkt.

Sexpositiv genießen durch befreite Körperlichkeit

Allen Menschen, die durch medial vermittelte Schönheitsideale Unbehagen und Druck empfinden, kann eine neutralere oder sogar positivere Einstellung zum eigenen Körper dabei helfen, sich sexuell freier und selbstbestimmter verhalten zu können.

Sexpositivität bedeutet, die andere Person so anzunehmen wie sie ist, Sexualität einvernehmlich auszuleben und sich und andere zu schützen, zum Beispiel durch die Beachtung von Safer Sex. Wer sich selbst liebt und als liebenswert empfindet, kann seine Grenzen leichter wahren und möglichen Sexualkontakten selbstbewusster gegenübertreten. Beste Voraussetzungen für Sexualität mit Lust und Sicherheit!

zwei unterschiedlich aussehende Frauen sitzen nebeneinander auf dem Bett
Foto von Billie auf Unsplash

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