Wie ist das eigentlich jenseits der 60 – haben ältere Menschen noch Sex? Nicht erst seit dem Film „Wolke 9“ lautet die Antwort: Wahrscheinlich ja! 

Denn die Best Agers sind sexuell aktiv wie nie. Kein Wunder, schließlich macht Sex in jedem Alter Spaß. Und gerade mit mehr Lebenserfahrung gehen viele von uns entspannter mit ihrem Körper um. Leistungsdruck und Alltagsstress nehmen ab, sobald wir das Berufsleben hinter uns lassen. Da bleibt jede Menge Zeit für neue Entdeckungen und eine entspannte Partnerschaft. Doch egal wie alt man ist: Sexuell übertragbare Infektionen (kurz STI, Sexually Transmitted Infections, früher auch Geschlechtskrankheiten genannt) wie HIV, Tripper oder Syphilis sind auch jenseits der 60 ansteckend und gefährlich.

 
Pärchen geht Hände haltend eine Treppe herauf

Foto von Andrik Langfield via unsplash

Die Generation 60+ hat Spaß an Sex

Eine Studie zur Sexualität bei Senioren aus dem Jahr 2019, bei der etwa 3.000 Männer und 4.000 Frauen im durchschnittlichen Alter von 64 und 65 Jahren befragt wurden, zeigte, dass mit Mitte 60 noch 77 % der Männer und 58 % der Frauen sexuell aktiv sind. Im Zuge der breit angelegten „Berliner Altersstudie II“ befragte man rund 1.500 Menschen zwischen 60 und 80 zu ihrem Sexualleben und verglich die Daten mit einer Kontrollgruppe jüngerer Erwachsener zwischen 20 und Mitte 30. Dabei stellte sich heraus, dass 30 % der älteren Erwachsenen häufiger sexuell aktiv waren als der Durchschnitt der jüngeren.

Da unsere Lebenserwartung zunimmt, gibt es auch immer mehr ältere Menschen, die als Witwe(r), geschieden oder getrennt leben. Und nicht wenige wollen es noch einmal mit der Liebe und auch mit einer erfüllten Sexualität versuchen. Warum auch nicht? Gilt doch: neuer Partner, neues Glück! Schließlich haben auch die Best Agers körperliche Bedürfnisse und Wünsche nach Intimität und Zärtlichkeit. Eine harmonische Beziehung unterstützt das körperliche und geistige Wohlbefinden und verbessert die Lebensqualität, ganz egal in welchem Alter.

Safer Sex im hohen Alter

Der große Vorteil am Sex im Alter: Ungewollte Schwangerschaften gibt es nicht mehr. Gerade deswegen machen sich viele sexuell Aktive der Generation Babyboomer wohl (zu) wenige Gedanken über Verhütung und Geschlechtskrankheiten. Die Folge: Gerade unter den älteren Heterosexuellen nehmen die HIV-Neudiagnosen stetig zu. Immerhin jeder 6., der von seiner HIV-Infektion erfährt, ist über 50 Jahre alt. Herausgefunden hat das eine Studie aus dem Jahr 2017, für die Forscher der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC Fälle von HIV und Aids aus über zehn Jahren und verschiedenen europäischen Ländern ausgewertet haben.

Ihre Untersuchung verdeutlicht, dass ältere Erwachsene eine Gruppe mit potenziellem HIV-Risiko darstellen. HIV-Spätdiagnosen waren in der Untersuchung mit einem höheren Alter assoziiert. Es zeigte sich, dass bei den älteren Erwachsenen ein heterosexueller Übertragungsweg häufiger war als der von Sex zwischen Männern. Laut dieser Studie ist die Rate der HIV-Neudiagnosen in Deutschland bei jüngeren Menschen zwischen 2004 und 2015 um 4 % angestiegen, bei älteren Menschen sogar um mehr als 8 %.

 

Einmal Check, bitte!

Für einen möglichst sicheren Start in eine neue Beziehung ist es sinnvoll, dass sich beide Partner zu Beginn auf STI testen bzw. untersuchen lassen, beispielsweise beim Hausarzt bzw. der Hausärztin. Auf HIV kann man sich anonym und kostenfrei beim Gesundheitsamt testen lassen. Weitere Informationen über Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten gibt es beim Arzt oder der Ärztin des Vertrauens oder auch online. Unsere Seite bietet dazu jede Menge Infos. Denn jede Liebe, ob jung oder alt, ist mit Sicherheit besser.

Mit Sicherheit besser: Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen und Geschlechtskrankheiten

Die Generation Babyboomer ist wie keine Generation nach ihnen überwiegend in langen und stabilen Beziehungen oder Ehen alt geworden. Viele Frauen haben mit der Pille oder Spirale verhütet, jenseits der Wechseljahre fiel die Verhütung dann komplett weg – Kondome haben für diese Paare meist keine Rolle gespielt: Eine Befragung von rund 2.500 Personen zu ihrem Sexualverhalten zeigte, dass mehr als zwei Drittel aller Paare innerhalb einer Beziehung nie mit Kondom verhüten, denn beide Partner gehen von der sexuellen Treue des anderen aus. In Befragungen haben aber sowohl Männer als auch Frauen in einer festen Partnerschaft angegeben, auch sexuelle Außenkontakte gehabt zu haben und das auch ohne Kondom. 

Dabei geht es beim Sex mit einem neuen Partner nicht nur um das Ansteckungsrisiko mit HIV. Auch andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis, Tripper, Herpes, Chlamydien, HPV oder Feigwarzen werden leicht beim Geschlechtsakt übertragen – egal ob beim Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr. Um sich vor STI zu schützen, gilt es, sich an entsprechende Verhaltens- und Vorsichtsmaßnahmen zu halten und, je nach Sexpraktik, ein Kondom oder Dental Dam zu verwenden.

Älteres Pärchen sitzt lachend auf Yogamatte