Schwarz-Weiß-Auf­nah­me eines verzweifelten Mannes

Fremdgehen: Ich bin fremdgegangen – und jetzt?

Die Weihnachtsfeier war hemmungslos, die Kollegin zu verführerisch, und da ist es einfach passiert? Der Urlaubsflirt fühlte sich so unbeschwert an, und am letzten Abend kam der süße Typ mit aufs Zimmer? Oder es war sogar eine Affäre mit Herzklopfen? Ob mit oder ohne Gefühl – die meisten plagt nach dem Fremdgehen das schlechte Gewissen. Und damit auch die Frage, ob sie „gestehen“ sollen.

Ist die Beichte das beste Mittel?

Psychologen und Therapeuten sind sich uneins, ob man einen Seitensprung besser beichtet oder nicht. Bei einem einmaligen Ausrutscher raten viele davon ab. „Nur wenige Paare (können) ihre Partnerschaft durch einen Seitensprung verbessern, die Mehrheit leidet unter den negativen Auswirkungen und braucht sehr viel Zeit, dieses Erlebnis zu verarbeiten“, so Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg. 

Der Schmerz des Betrogenen

Wie tief der seelische Schmerz für den Betrogenen geht, zeigt eine Studie der Universität Göttingen. Dafür haben über 3.000 betrogene Männer und Frauen unter www.theratalk.de einen Fragenkatalog beantwortet. Die meisten Betroffenen quälen sich über Monate mit inneren Bildern vom Betrug. Einige entwickeln sogar depressive oder Angstzustände.

Nach einem Seitensprung ist das Vertrauen, das die Basis der Partnerschaft war, dahin. Man wurde belogen, betrogen, der andere hat hinter dem eigenen Rücken ein Doppelleben geführt. Viele Betroffene wissen nicht mehr, was sie dem Partner noch glauben können. Daher macht sich mehr als die Hälfte von ihnen auf die Suche nach Beweisen: im Handy, in Taschen und der Kleidung des Partners. „(…) eine völlig normale Reaktion, denn die Worte des Untreuen haben gerade durch den Seitensprung an Bedeutung verloren“, erklären die Göttinger Psychologen.

Wann man über den Seitensprung reden sollte

Dennoch kann es sinnvoll sein, mit dem Partner über den Ausrutscher zu sprechen. „Wenn wir etwas Weiterführendes haben oder wenn es beim One-Night-Stand darauf ankam, dass wir mit dieser Person etwas ausleben können, was uns in der Beziehung fehlt, dann müssen wir uns eingestehen, dass wir etwas vermissen und das mit dem Partner besprechen. Und im Zweifel auch beichten“, rät die Kölner Psychotherapeutin Andrea Schaal.

Nach der „Beichte“ braucht es dann vor allem Zeit und Geduld. Das Vertrauen muss erneut aufgebaut werden, das Paar muss einen Weg finden, mit Wut, Hass, Misstrauen und der Verletzung umzugehen. Erst im nächsten Schritt kann es um die sexuellen Wünsche gehen, die möglicherweise der Auslöser fürs Fremdgehen waren.

Eine neue Basis: geheime sexuelle Wünsche äußern

Stehen ungelebte sexuelle Wünsche hinter dem Seitensprung, wäre das ideale Ziel, diese in der bestehenden Partnerschaft auszuleben. Heißt: Man muss zunächst darüber sprechen. Da das auch heute noch vielen Menschen schwerfällt, haben die Psychologen von Theratalk ein besonderes System entwickelt: Beim „Ressourcen-Aktivierungs-System“ füllt jeder Partner einen Fragebogen aus, in dem es um sexuelle Vorlieben geht. Der Computer gleicht die Bögen miteinander ab und findet Übereinstimmungen. Diese können die Basis für eine neue, zufriedenere Sexualität sein.

Fremdgegangen ohne Kondom? Dann ab zum Check-up beim Arzt! Weitere Infos gibt es hier.

Foto von Daniel Horacio Agostini via Flickr CC BY-NC-ND 2.0