Wenn Sie beim Wort „Swinger“ an ältere Menschen denken, die sich in schmuddeligen Clubs zum Sex treffen, dann gehören Sie mit ziemlicher Sicherheit zur Generation 40 plus. Spricht man jedoch mit jüngeren Menschen, „Millennials” und der Nachfolgegeneration, die sogenannte Generation Z, über das Thema Swinger-Party, sind deren Vorstellungen andere, oftmals sexpositiv.
Swinger 3.0: Weniger Schmuddel, mehr Event
Heute, zumindest bis es zur weltweiten Corona-Pandemie kam, hat die Swinger-Party-Szene deutlich gehobenere Ansprüche an die Betreiber von Swinger-Partys und die entsprechenden Lokalitäten. Die Swinger-Szene hat sich weiterentwickelt, so wie sich Subkulturen und Gesellschaften immer schon mit der Zeit verändert haben.
Swinger-Clubs zwischen Hippies und der sexuellen Revolution
Der Begriff „Swinger“ kam in den Sechziger Jahren auf, als die ersten gleichnamigen Clubs in den USA gegründet wurden. Er steht für Menschen, die ihre Sexualität mit unterschiedlichen Partnern ausleben. Swinger leben nicht in monogamen Partnerschaften, sondern haben, in der Regel mit dem Einverständnis des Partners oder der Partnerin, auch Sex mit anderen Gleichgesinnten. Nur wenige Jahre später wurden dann auch die ersten Swinger-Clubs in Deutschland gegründet. Insgesamt ist recht wenig über diese Szene bekannt, in der Diskretion und Anonymität eine große Rolle spielen. Dieser Beitrag beleuchtet eine aktuelle Entwicklung in der Swinger-Szene.
Generation Online: Sex als Event
Die heutige Generation geht meist deutlich unaufgeregter und selbstbewusster mit dem Thema Sex um. Die Einstellung hat sich auch mit der stärkeren Verbreitung und intensiveren Nutzung des Internets verändert. Dazu beigetragen haben sicher die permanente Verfügbarkeit von Pornografie, die Möglichkeit des Austauschs in Foren, Portalen und sozialen Netzwerken, die auch zur Anbahnung von sexuellen Kontakten genutzt werden. Die Swinger-Szene ist heute deutlich jünger und trifft sich zu ausgefallenen Swinger-Party-Events.
Swinger-Party: Feiern, Tanzen, Spaß haben
Dabei geht es den Gästen nicht ausschließlich um das Eine. Es sind vielmehr tolerante Partys, bei denen Sex zum Event gehört, jedoch nicht verpflichtend ist. Dieser Umgang mit Sex hat damit, wie bereits von Partys der LGBTIQ+ Szene bekannt, auch unter jungen Heteros Einzug gehalten. Sex ist zwar weiterhin allgegenwärtig, aber nicht jeder Gast kommt, um sich mit Fremden zu vergnügen.
Es geht, neben voyeuristischen und exhibitionistischen Sehnsüchten, vor allem darum Spaß zu haben, zu feiern und die eigene Sexualität in einem sicheren Umfeld zu erkunden, sowie eigene Vorlieben aber auch sexuelle Fantasien wertfrei auszuprobieren. Einige Paare verbinden den Besuch mit einer Vertiefung ihrer Intimität. Es gibt gemeinsamen Sex mit Fremden, im Beisein von Fremden, mit dem eigenen Partner oder man macht sich nur gegenseitig heiß, um dann im Anschluss gemeinsamen Sex in einem der Räume vor Ort oder Zuhause zu haben. Für ein Gefühl der Sicherheit sorgen einfache Regeln, die in allen guten Clubs gelten. Diese besagen, dass ein „Nein“ akzeptiert werden muss. Außerdem gehört dazu, dass geschlossene Räume nicht betreten werden dürfen.
Das Internet und die Swinger – sexualisierte Events
Das neue Publikum ist deutlich anspruchsvoller geworden und sucht aufwendige Partykonzepte und Locations. Die Besucher kennen sich aus Dating-Portalen und Foren und verabreden sich nicht selten bereits Wochen vorher zu einem gemeinsamen Besuch. Die Gäste selbst sind oft auffallend jung und verfügen über das nötige Kleingeld. Ansonsten scheinen die Besucher ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft zu sein. Anonymität wird geschätzt, daher werden im Netz und in der Regel auch im Club Pseudonyme verwendet. Der Eintritt dort ist deutlich teurer als ein normaler Club- oder Disco-Besuch, was besonders für Männer gilt – eines der wenigen Merkmale die aus der klassischen Swinger-Szene geblieben sind. Pärchen erhalten meist deutlichen Rabatt, Frauen oft sogar freien Eintritt. Single Damen werden dabei in der Szene Einhörner genannt, weil sie so selten vorkommen.
Einige Clubs haben diesen Trend erkannt und sind dazu übergegangen, ihre Pforten ausschließlich für Gäste zu öffnen, die ein bestimmtes Alter nicht überschritten haben, oder sie setzen den Paaren eine gemeinsame Altersgrenze.
Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) auf der Swinger-Party und im Club
Seriöse Clubs und deren Besucher sollten sich dadurch auszeichnen, dass sie großen Wert auf Safer Sex legen und in den Räumen beispielsweise Kondome und Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen. Alles andere wäre geschäftsschädigend und gesundheitsgefährdend. Auch wenn nicht in jedem Swinger-Club eine Kondompflicht gilt, ist´s mit Kondom mit Sicherheit besser. Die großen HIV-Kampagnen haben sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Einstellung zum Gebrauch von Kondomen verändert hat.
Weniger bekannt ist, wie zum Beispiel Dental Dams (Lecktücher) oder Femidome in der Swinger-Szene zum Einsatz kommen. Um sich vor einer HIV-Infektion oder anderen sexuell übertragbaren Infektionen zu schützen gilt es sich an entsprechende Vorsichts- und Verhaltensmaßnahmen zu halten.
Einen hundertprozentigen Schutz kann es jedoch nicht geben, deshalb sind darüber hinaus auch STI-Tests wichtig – Testen schafft mehr Sicherheit. So können auch unbemerkte Infektionen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das ist wichtig für die eigene Gesundheit, aber auch um andere vor einer Ansteckung zu schützen.
Was macht die Swinger Sex-Party-Szene während der Corona-Pandemie?
Corona zwingt die Betreiber von Swinger-Clubs und Event-Veranstalter – wie auch alle anderen gastronomischen, musikalischen und kulturellen Einrichtungen – den Betrieb bis auf Weiteres einzustellen. Mit der Folge, dass sich ein Teil der Szene in Online-Portalen und Foren trifft und sich dort verabredet. Dort werden dann Treffen im wahren Leben vereinbart, um sich zum gemeinsamen Sex zu treffen. Die Pandemie führt dazu, dass sich ein Teil der Szene in den privaten und oft auch weniger geschützten Raum zurückzieht, den einen der Swinger-Club oder die Swinger-Party bieten.
Swingen, mit Sicherheit besser! Einfache Regeln, großer Schutz
Für einen möglichst sicheren Besuch gehört es zum Beispiel, ausschließlich eigene Gleitmittelspender zu verwenden und diese nicht zu teilen. Es sollte bei jedem Sexpartner ein neues Kondom, Lecktuch etc. verwendet werden. So allgegenwärtig der Grundsatz in unserer modernen Gesellschaft „Sharing is caring” (Teilen ist Fürsorge) wurde, so gilt beim „Swingen” die gegenteilige Regel: „Nichts teilen“. Das gilt selbstverständlich auch für Sextoys, die zum Einsatz kommen.
Hält man sich an diese einfachen Safer Sex Grundsätze, ist dem gemeinsamen Spaß kaum eine Grenze gesetzt.
Für die Szene gilt, dass sie sich auch weiterhin entwickeln und verändern wird. Kurz: Liebe ist immer mit Sicherheit besser!
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